Vom tiefen Grau

Klappentext:

Meine Seele trägt Trauer. Ich kann nichts dagegen tun. Denke ich. Umhüllte mich früher das bunte Tuch meiner Großmutter, das sie mir um die Schultern legte, wenn ich traurig war, so ist es heute ein graues Tuch, das sich auf meine Seele legt. Doch Wärme – wie in Kindertagen – spendet es mir nicht. Ich friere. Fühle mich innerlich leer. Weiß meinen tiefen Schmerz, für den ich nicht einmal die Ursache kenne, kaum zu beschreiben. Ich bin einsam, fürchte mich. Ich weiß, es muss etwas passieren, doch ich finde nicht die Kraft, dieses graue Tuch abzustreifen. Ein Lied von Reinhard Mey kommt mir in den Sinn. Aber Singen kann ich nicht. Ich schreibe um mein Leben. Um mir selbst Mut zu machen …  (Nanja Holland)

„Worte sind der Anfang, auch im Dunkeln.“ (Priska Fiebig)

Unser Buch vereint Geschichten und Erlebtes um das Thema Depressionen. Einfühlsam, manchmal gnadenlos offen, persönlich, literarisch … auf der Suche nach Hoffnung und einem Weg, das graue Tuch bunt zu färben.

Ersten Zeilen meines Textes:

Immer weiter wanderte ich den Berg hinauf, immer näher kam ich dem
Lager kurz vor der Spitze. So war es nicht mehr weit, bis ich endlich oben
ankam. Dies wollte ich als Letztes machen. Der letzte Schritt, Arme ausgebreitet und dann nach vorne fallen lassen, so der Plan.
Ganz nebenbei ließ ich immer wieder meinen Blick über die Landschaft
schweifen. Vom Grün der Bäume war schon lang nichts mehr zu sehen.
Das Weiß des Schnees war so hell, dass die schwarzen Schatten eher grau
wirkten. Eigentlich schon schade, diese Schönheit hier mit meinem Vorhaben zu besudeln. Doch nirgendwo ging es leichter als hier. Überall konnte
dir etwas dazwischen kommen. Züge, die bremsten, Menschen, die den
Schritt verhinderten, Ärzte, die ihr Bestes gaben. Aber hier in der vollkommenen Einsamkeit war nichts und niemand, der es vereiteln konnte.
Endlich kam das letzte Lager in Sicht. Das hieß für mich eine Verschnaufpause und das letzte Mahl. Etwas mickrig, wenn man bedachte,
dass es hier nur Erbsensuppe und warmen Tee gab, aber besser als nichts.
Ich schritt durch die Tür, die Wärme ließ meine Brille beschlagen. Als ich
sie abtat, musste ich mich erst mal an das Licht gewöhnen.

Bestellseite:
Papierfresserchen