Neustart für Niki und Simon 23
Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr
137. Niki
Arme ausgesteckt und den Wind sich ins Gesicht pressen lassen, ist und bleibt das beste Gefühl überhaupt. Immer mehr entspanne ich mich, bis mein Handy klingelt und Simons Stute sich schüttelt.
»Tut mir leid«, seufze ich und greife in die Hosentasche. Zu meiner Verwunderung sehe ich Markus auf dem Display stehen. »Ist was passiert?«, will ich wissen, als ich abnehme.
Mein Bruder lacht auf. »Sag du es mir, kleine Rebellin.«
Allein das bringt mich zum Schmunzeln. »Keine Ahnung, wovon du redest.« Ich lasse die Stute langsam weiter laufen.
»Du und dieser Anwaltssohn, das hat mich echt überrascht.«
»Woher weißt du das?«
»Na, Mama hat Oma angerufen. Sie haben sie gebeten, dich anzurufen und zu überreden, nach Hause zu kommen.«
Ich schnaube und verdrehe die Augen, dabei ziehe ich an den Halfter, dass wir einen Kreis gehen, um zurück zum Stall zu kommen. »Ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt einen Sinn macht.«
»Niki, ich kann dich wirklich sehr gut verstehen. Und eigentlich würde ich dir raten, beende es, weil wir unsere Eltern kennen. Aber ich weiß, sind Gefühle im Spiel, ist das Gehirn nicht so zum Denken geeignet.«
»Sind es denn wirklich Gefühle?«, spreche ich meine Sorge aus. »Was ist, wenn ich mich da gerade einfach nur verrenne?«
»Frag dich selber Niki, was gibt er dir und was bist du bereit zu geben?«
»Es ist merkwürdig mit ihm«, gestehe ich. »Wir ähneln uns sehr.«
»Denk einfach darüber nach und melde dich mal wieder.« Damit legt er auf.
138. Simon
Ich renne in meinem Zimmer auf und ab. Die Gedanken kommen und gehen wie ein Strudel Wasser, in dem ich mich befinde und irgendwie versuche, nicht abzusaufen. Was kann ich noch tun? Ich weiß es nicht.
Dominique ist wie der Wind und auch diesen kann man einfangen oder zähmen. Hinter laufen will ich auch nicht. Andererseits ziehe ich mich nun zurück, hat sie ihre Bestätigung wieder.
Ich werde wahnsinnig mit diesem Mädchen. Leise muss ich auflachen, als mir ein Zitat von Albert Einstein einfällt. »Immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten, ist Wahnsinn.« Ja, das passt derzeit. Nur dass ich auch nicht weiß, was ich tun soll.
Sie macht mich irre, zerlegt meinen Kopf und ich habe ständig Herzrasen. Wow, wie ein … Teenager. Und verdammt, ich bin einer. Doch müssen mein Kopf und mein Körper sich dann auch so verhalten? Genervt setze ich mich auf mein Bett und lass den Kopf in die Hände sinken. Kann es nicht einmal leicht sein?
139. Niki
Als ich am Stall ankomme, steht da schon mit grimmiger Miene meine Mutter. Klar, dass sie es sofort erfahren hat, dass ich geschwänzt habe.
»Was ist?«, frage ich sie gereizt, weil sie mir hinterherkommt.
»Du weißt genau, was los ist.«
»Ich brauchte den Kopf frei, um nachzudenken.«
»Als wenn da etwas Sinnvolles herauskommt.«
»Wie bitte?«
»Du bist ein Kind, auch, wenn du gute Gene hast, bist du nicht in der Lage gute Entscheidungen zu treffen. Dies braucht Erfahrungen.«
»Oh warte mal«, knurre ich und wende mich an sie. »Wie erwachsen und rational ist es, einen Menschen ständig aus der Umgebung zu reisen, es mit anderem Lernstoff zu bombardieren und auch noch alles zu verbieten?«
»Das …«
»Nein, Mama, das ist nichts anderes. Erfahrungen hast du gesagt, ich habe definitiv die Erfahrung gemacht, dass ich nicht so leben will.«
»Du hast noch nie geschwänzt …«
»Da muss ich widersprechen«, höre ich jetzt meinen Vater. »Wir haben oft Anrufe bekommen und das wegen beiden. Markus ist nicht viel besser gewesen.«
»War klar, dass du dich wieder auf ihre Seite stellst«, faucht sie ihn an.
»Astrid, sie wird erwachsen. Wir wussten, dass früher oder später das kommen wird. Im Grunde haben wir nur Glück gehabt, dass Niki lieber für sich ist, oder war.«
»Macht doch, was ihr wollt«, schimpft sie weiter und stampft dabei davon.
Er sieht zu mir. »Bitte komm heute nach Hause.«
Langsam nicke ich, da ich mir eh nicht klar bin, wie es mit Simon weiter geht.
Er lächelt mich an. »Wenn du willst, kannst du ihn gerne mitbringen, dass wir ihn kennenlernen.«
140. Simon
Was ein Tag, fährt es mir durch den Kopf. Müde sitze ich auf meiner Fensterbank, hab die Beine angezogen und starre nach draußen in den Garten. So oft habe ich mir gewünscht, allein zu sein. Jetzt, wo ich es bin, passt es mir auch nicht. Wie kann ein einziger Mensch einem den Kopf so verdrehen?
Wenn ich an den Anfang denke. Wir konnten uns überhaupt nicht leiden. Und jetzt?
So schnell kann sich alles ändern. Es ist schon verrückt.
Meine Gedanken kreisen immer wieder um das Erlebnis in der Schule. Reißen Sie Dominique wirklich wieder hier raus? Was wird dann aus uns? Gibt es noch ein uns? Ich weiß es einfach nicht. Momentan weiß ich gar nichts mehr.
141. Niki
Simon mit nach Hause bringen? Ob er das überhaupt noch will? Ich mache ihm doch nur Theater.
Seine Samba stupst mich an, als ich gedankenverloren in ihre Box trete.
Ich kraule ihr ihren Hals. »Für dass du recht stur und zickig sein sollt, bist du sehr intelligent. Wolltest dem Gockel nur nicht die Oberhand haben lassen.« Schmunzelnd lehne ich mich an. »Recht hast du.« Ich atme tief ihren Geruch ein. Wie lange ich das wohl noch tun kann? Ich weiß es nicht.
Sie zwickt mir in den Hintern.
»Ey«, brumme ich und sie verzieht ihre Lippen. »Hinterhältiges Biest, du«, sage ich lachend und klopfe auf ihren Hals. »Jetzt reiten wir erstmal aus.« Mein Blick geht zu Faible, die gerade aus ihrer Box auf die Wiese geht. »Und danach werde ich eure Boxen reinigen und Futter geben.«
Samba schubst mich, sie findet meinen Plan anscheinend gut.
Erst als es dunkel wird, bin ich mit allem fertig, zugegeben, ich habe mir auch viel Zeit gelassen. Einen Zettel habe ich in der Futterbox entdeckt, es trägt Simons Handschrift. Das Stück Papier habe ich einfach in meine Jeans gestopft. In dem Moment habe ich nicht wissen wollen, ob er das hier beenden will. Doch jetzt kommt die Wahrheit. Kalt und feucht sind meine Finger, als ich ihn herausziehe und öffne. »Dein Rucksack ist bei mir.« Ich lese es noch mal und noch mal, aber der Satz ändert sich nicht. ›Mehr hat er nicht dazuzuschreiben?‹, geht mir durch den Kopf. Seufzend ziehe ich mein Handy aus der Tasche. »Bitte mach nicht Schluss«, flüstere ich beim ersten Pipsen.
142. Simon
Ich halte es einfach nicht mehr aus und so schreibe ich ihr doch eine Nachricht.
»Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung mit dir? Möchtest du reden? Ich möchte dich ehrlich gesagt sehen. Simon.«
Mit klopfendem Herzen schicke ich diese Nachricht ab. Was wird sie antworten? Mir geht der Hintern auf Grundeis. Ich habe so Angst, dass sie Schluss macht und all das, was wir die letzten Tage miteinander erlebt und geteilt haben, nur noch eine verblassende Erinnerung ist.
Wie gebannt schaue ich aufs Handy. Sie ist online. Schreibt. Löscht wohl wieder. Schreibt. Löscht es wieder und fängt wieder an.
Mein Herz rast immer mehr und stellt einen neuen Rekord in den Schlägen pro Minute auf. Ab wann kann man noch gleich einen Herzinfarkt bekommen?
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