Neustart für niki und Simon

Neustart für Niki und Simon 27

Heute neue Einheiten 🙂

161. Niki

Ich fluche wie ein Rohrspatz und ich kann wirklich viele Sprachen, vor allem wenn ich in Rage bin, wie jetzt.

»Kann ich …«

»Dich verpissen«, fauche ich weiter. Ich bin auf 180 und mir tut alles weh.

»Hey«, vernehme ich Simon.

Ich sehe zu ihm, während er meinen Arm berührt. Toll, jetzt werde ich für ihn die Heulsuse sein. Ich schließe die Lider und nicke. Zumindest hoffe ich, dass ich aufstehen kann. Der Fremde reicht mir wieder die Hand. »Hau ab«, zische ich zwischen den Zähnen hindurch. Der Arsch hat mich richtig gut erwischt. Mir brummt der Schädel und Hämatome werden auf der rechten Seite leuchten.

Ohne zu fragen hingegen, packt mich Simon am Arm und zieht mich hoch. »Du solltest zum Arzt.«

»Geht schon, es sind nur Prellungen«, sage ich leise. Zumindest ist das mein Gedanke gewesen. Aber mir wird schwindelig und Magensäure mit Zahnpaste verziert den Teer.

162. Simon

»Hm, sehe ich. Arzt. Und zwar umgehend!«, entscheide ich, da mir der Nacken kribbelt. Das ist nie ein gutes Zeichen. Zunächst will sie mir widersprechen, doch sie merkt wohl selbst, dass es zum einen sinnlos und zum anderen unvernünftig ist.

Ich ziehe mein Handy hervor und rufe einen Krankenwagen. Da ich angeben muss, dass es ein Unfall war, würde nun auch die Polizei eintrudeln. Als ich auflege, seufze ich.

»Die bringen das ganz große Aufgebot«, murmel ich genervt und rufe als Nächstes meinen Vater an. Ich habe keine Lust auf Stress oder darauf, dass uns falsche Worte in den Mund gelegt werden. In dem ganzen Durcheinander behalte ich den Fahrradfahrer im Blick, da ich Angst habe, dass er sich aus dem Staub machen will. Doch zum Glück hat sich schon eine kleine Menschenmenge gebildet und er kann nicht einfach fliehen.

»Du hast Glück, dass ich noch nicht im Büro bin«, bemerkt mein Vater am Telefon und ich höre, wie er seine Autoschlüssel nimmt und aus dem Haus stürmt. »Euch beide kann man auch wirklich nicht allein lassen!«

Mit diesen Worten legt er auf.

»Du mich auch«, murmel ich, da ich nicht möchte, dass Dominique etwas mitbekommt. Anhand ihres Blickes kann ich jedoch sehen, dass ich mein Ziel nicht erreicht habe.

»Er ist nun auch angesäuert, oder?«, fragt sie mich und verdreht die Augen.

»Etwas«, gebe ich zu.

163. Niki

Das passt ja mal wieder. Blaulicht ohne Ende und ich liege schlussendlich in einem Krankenhaus. Den Blick nach zu urteilen, den mein Vater mir zu wirft, ist es schlimmer als gedacht.

»Sag schon?«, bitte ich.

»Gehirnerschütterung und Platzwunde.«

»Bedeutet für mich?«

»Du bleibst hier, morgen wird noch mal dein Kopf gescannt.«

Also es ist schlimmer, aber er will mir das nicht sagen. Tief atme ich durch und will mich aufsetzen. Sehr schlechte Idee, sofort kommt die Magensäure meine Speiseröhre hinauf. Er reicht mir eine Nierenschale, aber das ist viel zu spät. Einziges Gute an dieser Situation, Simon ist nicht hier. Wäre ja noch peinlicher.

»Und genau deswegen bleibst du hier«, meint mein Vater und geht aus dem Raum.

Kurz danach kommt er mit der Reinigungskraft zurück und öffnet das Fenster. »Ruh dich aus und sieh das Gute, du und deine Mutter streiten heute mal nicht.«

Ich verdrehe die Augen. Der Geruch meines Mageninhalts verschwindet und Zitrone erfüllt den Raum, genauso wie die Ruhe. Doch damit kommen meine Gedanken, wie sehr ich mich blamiert habe.

Simon

Die Schule schwänze ich heute kurzerhand. Ich habe keine Nerven dafür. Mein alter Herr versucht jedoch gar nicht, mich dazu zu nötigen. Dafür steht er nun in der Küche, läuft auf und ab, und faucht rum. Das hat er lange nicht mehr gemacht.

»Euch beide kann man keinen Augenblick allein lassen!«, entfährt es ihm. »Entweder machst du Mist wie mit deinem Fuß oder Dominique wird angefahren. Unglaublich.«

»Klar, das machen wir auch mit Absicht, um euch Erwachsene zu ärgern.«

Er sieht auf und seufzt. »Du hast ja recht«, gibt er schließlich zu.

»Ach«, gebe ich von mir und betrachte ihn. »Was ist dir eigentlich über die Leber gelaufen? So eine Laune hast du lange nicht mehr an den Tag gelegt.«

»Deine Mutter.«

»Wer auch sonst.«

Ein tiefes Seufzen kommt von ihm. »Stimmt. Willst du noch zu Dominque?«

Ich schüttele den Kopf. »Heute nicht mehr. Bei ihrer Gehirnerschütterung sollte sie ihre Ruhe haben und sich nicht noch aufregen müssen, weil unter Umständen ihre Mutter und ich wieder aufeinander prallen.«

Er betrachtet mich. »Wann bist du eigentlich so erwachsen geworden?«

Ich zucke die Schultern. »Irgendwann zwischen zwölf und Mittag wohl.«

163. Niki

Gedanklich krache ich immer wieder an die Decke. Ich würde am liebsten die Decke gehen. Ich bin genervt von allem und jeden. Während Mondgesicht kurz hier gewesen ist und Felix noch ist, ist Simon nirgend zu sehen gewesen. Nicht mal in der Schule ist er gewesen.

»Warum nervt dich das?«, fragt mich Felix.

»Wie kommst du darauf, dass mich das nervt?«

»Weil du dieses Gesicht ziehst.«

Ich verdrehe die Augen. »Passt dir mein Gesicht nicht, dann weißt du, wo der Maurer das Loch gelassen hat.«

Er schmunzelt und das regt mich noch mehr auf. »Wir sind unter uns. Davon mal abgesehen. Genau so, wie ich dir angesehen habe, dass Simon dir mehr bedeutet, als dass du zu geben willst, sehe ich dir das jetzt an, dass du genervt bist.«

Ich blicke aus dem Fenster.

»Die Frage ist nur, bist du jetzt mehr genervt, dass er dich nicht besucht hat, obwohl du nicht mal Besuch wolltest oder dass sich sein Leben nicht um dich nur dreht.«

Eisern sehe ich weiter in den Himmel.

»Niki, eines musst du gewiss noch lernen.«

»Hältst du mich für dumm?«, fahre ich ihn an und wende mich mit Schlitzen ihm zu.

Er lacht auf. »In der Hinsicht definitiv ja. Soziale Kompetenzen sind einfach nicht dein Ding.«

Leider muss ich ihm da recht geben und wer ist daran schuld? Meine Eltern.

Er steht auf. »Sag ihm, was du denkst und fühlst, versteht er es nicht, ist er auch nicht der Richtige.« Einen Schritt macht er auf die Tür zu.

»Glaubst du etwa an die ewige Liebe?«

In der Bewegung bleibt er stehen. »Möglich ist alles, aber ich denke, wenn man es jetzt schon verkehrt macht, wird man nie daraus lernen. So und ich bin weg, bis morgen.«

164. Simon

Der Tag ist gelaufen für mich. So einen Schock am Morgen kann einen schon arg aus dem Gleichgewicht bringen. 

Ich fühle mich verloren und gehe, nachdem mein Vater das Haus verlassen hat, zum Stall. Seine Angestellten tun mir heut leid. Er wird garantiert heute keine angenehme Gesellschaft sein. Aber das muss ich ja zum Glück nicht ertragen. 

Meine Pferde versorge ich und longiere sie. Weder will ich meinen Fuß schon so belasten, noch will ich mich mit dem Gedankenchaos auf ihren Rücken setzen. Das wäre ihnen und mir gegenüber nicht fair.

So verplemper ich den Tag. Man kann sich viel Zeit lassen und trotzdem geht sie gefühlt nicht rum.

Als ich abends zu Hause bin, greife ich mein Handy und rufe Dominique an. Ich hoffe, sie geht ran.

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