Neustart für niki und Simon

Neustart für Niki und Simon 7

Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr

37. Niki

Langsam wandere ich am Zaun entlang. Der Klassenkamerad verschwindet mit einer dunkelbraunen Stute von der Weide. Herr Gott kann das noch peinlicher werden mit dem? Erst sag ich, dass ich meine Ruhe will, und dann sehen wir uns an jeder Ecke wieder. Womöglich denkt er jetzt auch noch, ich stalke ihn. Gediegen folgt mir ein Schimmel.

»Ich habe leider nichts für dich dabei«, sage ich zu dem Hengst. Immer weiter bis zum Tor.

»Da bist du ja«, höre ich Mondgesicht.

»Du hast dir Zeit gelassen«, gehe ich ihn an und werde von dem Schimmel angestupst.

»Ja, tut mir leid, ich musste …«

»Interessiert mich nicht.«

»Ja.« Er geht sich durch sein Haar. »Also ich hole den Besitzer, dass er dich gesehen hat und Bescheid weis.«

»Besitzer? Ich dachte, es ist dein Pferd?«

»Betreiber, also dem die Ställe gehören, den meine ich.«

Ich nicke ihm zu.

»Da geht es zur Gasse, die rote Tafel ist Kias Box.«

Ohne auf ihn zu achten oder einen Kommentar abzugeben, gehe ich in die Richtung, in die er gezeigt hat. Gerade als ich um die Ecke biege, steht ein Pferd vor mir und steigt. Rechtzeitig kann ich ihr ausweichen, als sie weiter galoppiert. Natürlich ist er, der Reiter. Diese zufälligen Treffen müssen verdammt noch mal aufhören!

»Ich würde mir auf ihn keine Hoffnungen machen«, sagt jemand hinter mir.

Ich drehe mich zu einer älteren Frau um. »Wie meinen?«

»Simon hat kein Interesse an Mädchen.«

»Ich bin auch definitiv nicht seinetwegen hier. Ich darf Kia reiten.«

»Die steht dahinten«, sagt sie und zeigt hinter sich.

Ich bewege nur meinen Kopf und eile weiter. Na toll.

Endlich finde ich das Schild. In der Box steht eine kleine Schecke. »Hey du Schöne.« Ihr Blick geht zu mir.

Ich strecke meine Hand hin und sie legt ihre Nüstern hinein. »Wir werden Freunde sein.«

38. Simon

So wirklich bei der Sache bin ich heute nicht. Es wurmte mich, dass sie hier war. So viel zum Thema »ich will meine Ruhe«. Verdammt, die wollte ich genauso! Wenn das so weiterging, hockten wir bald 24/7 aufeinander. Genervt von ihr, von meinem Pferd, von dem Unterricht, einfach von allem heute. Ich war froh, als die Stunde vorbei war. Samba hatte heute wieder ihren Wahnsinn bewiesen und zeitgleich ihre Genialität zur Schau gestellt. Dieses Tier wäre bei vielen vermutlich schon in der Wurst gelandet. Oder die neuste Masche: solche Tiere unter Beruhigungsmittel zu setzen.

Dabei war es recht einfach. Sie reagierte oftmals nur auf meine Aura. Hatte ich scheiß Laune, hatte sie die auch.

Im Vorraum sprang ich vom Pferd, zog die Bügel hoch und lockerte den Sattelgurt. Aus Sambas Nüstern kamen Rauschwaden wie bei einem Drachen. In dem Moment kam Dominique mit Kira an der Trense um die Ecke.

»Komm durch!«, knurrte ich. Samba konnte die Stute absolut nicht leiden und in dem engen Durchgang hätte sie entweder gebissen und ausgekeilt. »Und mach einen Bogen um uns! Sonst hast du kein Pferd mehr, sondern Kleinholz!«

Sobald sie mit dem Pferd weg war, ging ich in den Stall. Ihren Blick hatte ich sehr wohl gesehen. Ja, ich habe schlechte Laune, Mädel!

39. Niki

Der hat sie doch nicht mehr alle, denkt er, ich bin seinetwegen hier? Ne definitiv nicht. Er kann mir gestohlen bleiben. Am liebsten hätte ich ein »Fick dich« am Kopf geknallt. Seine schlechte Laune kann er sich an den Hut schmieren, aber definitiv nicht an mir auslassen. So was kann ich mal ab wie Schmierseife, nämlich gar nicht. Ich würde am liebsten Kotzen, echt mal.

»Also, das ist Dominique«, höre ich hinter mir.

»Kannst du reiten«, brummt ein Mann in einem Ton, wo ich am Rande eines Schreianfalls komme.

»Ja, stellen Sie sich vor, auch wenn es nur ein Hobby ist, kann ich es.«

»Gut«, sagt er, »halte dich von der Stute vom Breckheim fern, die beiden sind nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen.«

»Wundert mich bei dem Karl weniger«, sage ich leise und nicke.

»Ich zeige ihr alles andere«, mischt sich Mondgesicht ein.

»In Ordnung.«

Ich höre ihm nicht zu. Viel zu sehr bin ich darauf konzentriert, mich zu beruhigen und den herrlichen Duft der Stute einzuatmen.

»Das müsste alles gewesen sein.«

»Kannst du einfach still sein«, gebe ich von mir.

»Aber …«

»Denkst du wirklich, ich weiß bei deiner so genauen Beschreibung, wo der Sattel hängt oder sonst etwas?«

Sein Gesicht wird rot, keine Ahnung wegen Verlegenheit oder Wut, vielleicht auch beides. »Und jetzt?«

»Bist du erst mal still.« Meine Gedanken können sich nicht beruhigen, immer wieder geht es zu diesem Depp von Klassenkameraden. Am liebsten würde ich hinterher und dem meine Meinung sagen, aber das würde seine Annahme nur bestätigen, dass ich seinetwegen hier bin.

40. Simon

Ich brachte Samba in ihre Box, sattelte sie ab und warf ihr die Decke über. Innerlich seufzte ich. »Du bist schon zum Teil wie Dr. Jackyll und Mister Hyde. Du bekloppte Nudel.«

Nun konnte ich sie auch wieder streicheln. Manchmal glaubte ich wirklich, sie machte so was mit Absicht. Nachdem ich sie versorgt hatte, holte ich Faible aus der Box. Sie war wie immer tiefenentspannt. Dafür liebte ich dieses Pferd. In Ruhe putzte ich und sattelte sie. Als ich in die Halle kam, saß Dominique noch auf Kira und zog ihre Bahnen. Sie saß nicht schlecht im Sattel und sie kam mit der Stute ganz gut zurecht.

Nur hatte ich gerade keine Lust auf Gesellschaft. Ich ritt einige Bahnen im Schritt, um noch mal nachzugurten. Dann verließ ich die Halle wieder. Auf dem Weg kam mir Thomas entgegen, einer der Reitlehrer. »Hey Simon, wohin des Weges?«, fragte er.

»Ins Gelände.«

»Schade, ich dachte, du machst die Stunde gleich noch mit?«

»Nein danke. Ich brauch eine Pause nach Samba.«

Er lachte. »Wie du das bekloppte Vieh aushältst, weiß ich bis heute nicht. Das Tier ist einfach nur wahnsinnig.«

»Aber genial wahnsinnig. Das ist ja das Problem. Bis später.«

Damit verließ ich das Gebäude und ritt in Richtung Waldrand. Weg. Einfach nur weg.

41. Niki

Sicherlich habe ich Simon bemerkt auf der Bahn, aber ich habe ihn ignoriert, mich auf die Stute konzentriert. Ich habe nicht schon wieder wütend werden wollen. Viel zu lang ist es her, dass ich auf dem Rücken eines Pferdes sitzen darf, da will ich es mir wegen so einem absolut nicht kaputtmachen. Es ist das schönste Gefühl überhaupt.

Seufzend wende ich mich zu Mondgesicht zu, als er pfeift. Langsam reite ich auf ihn zu.

»Was?«

»Schüler kommen gleich, da du reiten kannst, glaube ich nicht, dass du das mitmachen willst.«

Da hat er leider recht. »Und jetzt?«

Er druckst herum. Wie ich so etwas hasse. Tief atmet er ein. »Also, ich würde gerne daran teilnehmen.«

Ich verdrehe die Augen. »Ist ja dein Pferd.« Schwungvoll steige ich ab. »Wann darf ich wieder?«

Mit großen Augen sieht er umher, als wenn er Hilfe benötigt. »Ähm, heute nicht mehr.«

»Schon klar, aber wann?«

»Ich gib dir morgen Bescheid, wann ich immer Stunden habe.«

Ich nicke und verlasse den Hof, gehe an der Weide vorbei und schlender weiter Richtung nach Hause. Dabei hole ich mein Handy heraus und rufe meinen Bruder an. Er geht nicht dran, daher schreibe ich ihm. »Ich darf REITEN!«

In der Ferne sehe ich den braunen Hannoveraner von vorhin. Wahnsinn, wenn er mich bemerkt hat, wird er bald wirklich denken, dass ich ihn stalke. Auf meinem Handy sehe ich nach, wie ich noch nach Hause komme. »Toll, wegen dem darf ich jetzt zwanzig Minuten länger latschen«, moser ich. Okay, es hat nicht nur den Vorteil, ihn nicht zu begegnen, sondern auch weniger Zeit zu Hause bei meiner nervigen Mutter.

42. Simon

Ich liebe die Ruhe im Wald. Nur das Knacken von Ästen, wenn Faible drauf tritt und das Singen der Vögel ist zu hören. Einige Meter vor mir ästen ein paar Rehe. Ich mag diesen Anblick. Um sie nicht zu stören, reite ich einen Bogen.

So langsam komme ich wieder runter. Warum macht dieses Mädel mich so wütend? Sie verhält sich nicht wie andere. Kein Gekicher, kein Flüstern, nichts und trotzdem bringt es mich auf 500, weil … ja, warum überhaupt?

In der Schule ranzt sie mich nur an. Das ist in Ordnung, ich bin auch nicht dort, um Freunde zu finden. Ich will meinen Abschluss machen und dann weg hier. Wohin? Weiß ich noch nicht. Doch das Mathestudium ist eigentlich sicher. Nebenbei kann ich mir mein Geld mit Reitunterricht verdienen, die Trainerscheine sind ja kein Problem. Doch das würde alles noch dauern. Zu lange. Davon ab weiß ich nicht, was mein Vater denken würde. Wobei es ihm wohl egal wäre. Ich will nicht in seine Fußstapfen treten und seine Enttäuschung darüber hatte er schon vor langer Zeit zum Ausdruck gebracht. Aber ich bin nicht auf dieser Welt, um Wünsche anderer zu erfüllen. Dieser Gedanke bringt mich wieder zurück zu Dominique und ich seufze schwer.

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